Buchrezension - Die Klima Kuh

Florian Schwinn

Ich habe mich bereits Monate zuvor für ein Rezensionsexemplar für „Die Klima Kuh“ beworben. Warum? Weil ich mich sowohl mit dem Fleischkonsum als auch mit den Klimaauswirkungen unseres Essens beschäftige. Auf dem Land aufgewachsen, sah ich noch häufig Weidetiere in meiner Umgebung. Ein Grund mehr, mich diesem Thema zu widmen. 

Die Klima-Kuh, Florian Schwinn, Westend Verlag
Die Klima-Kuh, Florian Schwinn, Westend Verlag

Die Klima Kuh

 

Autor: Florian Schwinn
Verlag: Westend 
aus der Reihe: pro Natur

ISBN: 978-3-86489-421-3

Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Westend Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Rezension wurde nicht beauftragt und spiegelt mein persönliche Meinung wieder.

Meine Erwartungen waren also ziemlich hoch. Eine schwierige Startposition, weil man alleine aus einem Titel zwar die Richtung des Buches abschätzen kann, die eigenen Erwartungen aber gleich so ein Konstrukt im Kopf erschaffen. Bevor es mit dem konkreten Inhalt des Buches weitergeht, eine Kurzvorstellung des Autors.

Der Autor - Florian Schwinn

Autor Florian Schwinn, Copyright: privat
Autor Florian Schwinn, Copyright: privat
  • geboren 1954 in Frankfurt am Main
  • Studium: Germanistik und Politik
  • Reporter, Redakteur, Moderator beim hessischen Rundfunk
  • Blogger, Podcaster, Sachbuchautor
  • (Vita gekürzt, weil sehr umfassend)

Weitere Bücher:

  • Rettet den Boden – Warum wir um das Leben unter unseren Füßen kämpfen müssen.
  • Tödliche Freundschaft – Was wir den Tieren schuldig sind und warum wir ohne sie nicht leben können.
Weitere Infos auf seiner Website: https://www.florianschwinn.de/index.htm

Inhalte von "Die Klima Kuh"

Aus Copyright-Gründen kann ich hier das Inhaltsverzeichnis nicht einfach abbilden. Das Buch ist wie folgt aufgebaut:

Epiolog: Schäferstündchen
Kapitel 1: Bukolische Landschaft 
Kapitel 2: Klimatische Verschiebung
Kapitel 3: Ruck zur Natur
Prolog: Kuhwende

Wie immer habe ich das Buch vollständig gelesen. 

Eine Reise durch das Buch "die Klima Kuh"

Ich versuche in den folgenden Zeilen eine Kurzusammenfassung des Buches zu erstellen. Das ist unglaublich schwierig, weil der Autor sehr umfassende Geschichten schreibt, die sowohl mit Zwischengeschichten als auch mit Sarkasmus angereichert sind. Das macht die Rezension für mich nicht einfach.

Warum ein Buch namens „die Klima Kuh“ für die Ehrenrettung der Kuh?

Da habe ich einen Absatz im Buch gefunden, der das sehr gut zusammenfasst:

"Die Kuh ist allerdings in Verruf geraten. Weil die Rindviecher angeblich den Klimawandel herbeirülpsen und -pupsen. Bei der Verdauung entsteht in ihren Mägen bekanntlich das Treibhausgas Methan, das vermeintlich 25-mal wirksamer als Kohlendioxid ist, oder auch 28-mal oder gar 30-mal, je nach Lesart und Dateninterpretation. Egal, jedenfalls muss das reduziert werden."

Kuh- und Landwirtschaftswissen durch persönliche Geschichten

Zu Beginn nimmt der Autor uns Leser*innen mit in eine bukolische Landschaft. Ich musste kurz googeln was das heißt. Bukolisch steht für idylisch und tatsächlich, seine Beschreibung lässt einen die Natur, die Weide, die Pflanzenvielfalt und die Artenvielfalt in der eigenen Fantasie richtig erkennen. Er beschreibt das Thema Landwirtschaft als Naturschutz über ein Projekt „Bunde Wischen“, ein Biolandbetrieb in Schleswig. In erzählten Gesprächen mit dem Vorstand der Bunde Wischen Genossenschaft erfährt man so einiges über die Entwicklung des Naturschutzes durch die Rückkehr zu Weide.  So erfahren wir dann, dass das Mähen einer der größten Fehler im Naturschutz ist, weil man damit viele Arten vernichtet. Ich als Laie, finde die Erklärungen sehr logisch, kann aber aufgrund des Erfahrungsberichtes nicht einschätzen, ob dies nur eine subjektive Meinung ist oder sich das als Fakt erweist.

Wir erfahren in den folgenden Seiten über das Leben und Sterben der Rinder direkt auf der Weide, die Mutterkuhhaltung und die halboffene Weidelandschaft, bevor der Autor zur Milchproduktion übergeht. Er schreibt über die früheren Zeiten der Milchwirtschaft, von Hochleistungskühen und welche Nahrung sie brauchen. Wie lange Kühe in welchem System leben (das tat mir im Herzen weh) und Wissen zum Gras und welche Weidesysteme es gibt. 

Alles in allem sehr interessante Berichte, die ich sehr gerne las, gleichzeitig wuchs in mir aber die Unruhe. Die Erzählungen sind manchmal sehr ausschweifend und verlieren sich in Zwischengeschichten. Auch Begrifflichkeiten wie der „Sündenbock“ werden nicht nur im Text verwendet, sondern in verschiedensten Beispielen abgeleitet und wie das Wort dort verwendet wurde. Das lässt mich als Leserin leicht den Faden verlieren, weil es da schon längst nicht mehr um die Kuh und das Klima geht.

Und dann kommen wieder so super Sprüche vor, die ich mir jetzt ewig merken werde und erklärt, warum ab einer gewissen Herdengröße die Tiere im Stall bleiben. 

"Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe."

Abrechnung mit der EU und der deutschen Politik

Florian Schwinn geizte nicht mit seiner Meinung zur EU, der deutschen Politik in Zusammenhang mit Subventionen und Bürokratie. Denn eines ist für ihn klar: „Weidekühe haben keine Lobby“ und das wäre dringend notwendig. Dieses Kapitel fand ich sehr emotionsgeladen und ich hätte mir hier mehr Sachlichkeit gewünscht. 

Warum Kühe die Landschaft pflegen und am Hummusaufbau beteiligt sind

Die folgenden Seiten über die Landschaftspflege der Kühe und den Hummusaufbau fand ich besonders spannend. Ein Thema, das die Weidehaltung als klaren Bonus für die Natur ausweist. Darüber liest man an etlichen Stellen im Buch und nimmt das definitiv mit aus dem Buch.

Die Kuh-Klima-Lüge

Im Gespräch mit Anita Idel, Autorin des Buches „Die Kuh ist kein Klima-Killer!“, sagt sie, dass Klimaexperten  davon ausgehen, dass das Fracking die Ursache für die Zunahme an Methan in der Atmosphäre ist. Wir denken aber zuerst an die Kuh und das ist für die Öl- und Gasindustrie natürlich praktisch. Diesen Teil fand ich sehr interessant, er wurde mir aber zu wenig faktenbasierend ausgeführt. Da würde das Buch auch mal von einer Grafik präsentieren. Auf der Website von Florian Schwinn findet man sie auch und das verdeutlicht die Zahlen.

Die Berechnung des Methanausstoßes von Kühen sollte man ebenfalls genauer unter die Lupe nehmen. Da gibt es Unterschiede zwischen Hochleistungskühen (die nur im Stall mit zusätzlichem Kraftfutter richtig satt werden) und Weiderindern. Am ersten Blick liefert die Weidekuh mehr Methan, weil sie mehr Gras frisst als die Hochleistungskuh. Es gibt dazu einige sehr gute Studien. Wenn man sich aber den Methanausstoß pro Liter Milch ansieht, steht die Weidekuh besser da.

Warum die Zahlen zum Wasserverbrauch pro KG Rindfleisch falsch sind

Florian Schwinn kritisiert die Berechnung des Wasserverbrauchs von Rindern. Die Werte dazu stammen aus einer Untersuchung von Mesfin Mergia Mekonnens aus dem Jahr 2010. (The green, blue and grey water footprint of farm animals and animal products)
Dabei wird jenes Wasser berechnet, das benutzt wird um den Wasser-Fußabdruck zu berechnen. Alles Wasser, das benötigt wird, um ein Nutztier aufzuziehen. Statt verbraucht wurde es aber vielleicht auch nur gebraucht und dem Kreislauf wieder zugeführt. Dem Rind wird alles Wasser zugerechnet, dass auf seine Weidefläche fällt oder auf der das Futter für das Tier wächst, das man in den Stall bringt. Die Conclusio war, dass ein Rind im Stall weniger Wasser verbraucht als auf der Weide. Er schließt das Thema mit den Worten von Dietmar Euler:“ Herr, vergib ihnen nicht! Sie sollen sich gefälligst mal schlau machen!“
Hier hat Florian Schwinn auf seiner Website einen Artikel dazu veröffentlicht.
 

Von Hütehunden und dem Wolf

Von S.148 bis S. 177 las ich über den Wolf und wusste nicht so recht warum. Die Formulierung mancher Textpassagen waren kräftig mit Sarkasmus und Spott gewürzt. Das möchte ich in einem Sachbuch eigentlich nicht lesen. Warum? Weil es sehr wichtige Dinge lächerlich macht. Auch wenn das Thema den Autor emotional offensichtlich sehr mitnimmt…

"Hat der aufrecht gehende Affe mal wieder nur sich selbst als Maß genommen, als er sich Wolfsschutzzäune ausdachte? Muss man nicht mit dem Kopf des Feindes denken, wenn man Schutzmaßnahmen konzipiert?"

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Fazit "Die Klima Kuh"

Wie immer habe ich das gesamte Buch gelesen und fasse hier in aller Kürze zusammen:

+Man wird schon sehr nachdenklich, wenn man diese Buch liest. Wie einfach es wäre, unsere Umwelt und die Tiere besser zu behandeln und wie viele Interessen hier aufeinander prallen.

+Die verschiedenen Geschichten von Bauern in unterschiedlichsten Hofgrößen fand ich spannend. Wie sie für mehr Tierwohl und Weidegang sorgten und was sich dabei veränderte. Darüber würde ich gerne noch viel mehr lesen. 

-Ich fand immer wieder sarkastische bzw. spöttische Absätze im Buch. Das gefällt mir persönlich einfach nicht. Ich habe überhaupt nichts gegen Sarkasmus per se. In diesem Kontext tat ich mich aber schwer.

-Manche Kapitel enthalten sehr ausschweifende Textpassagen, die den Lesefluss beinträchtigen.

-/+ Auch wenn mich das Thema Wolf in der Natur interessiert, so weiß ich nicht, warum das so umfangreich im Buch Klima-Kuh dargestellt wurde.

+Der Autor bringt viele Denkansätze zu Tage, die ich als Fakten bereits eingeordnet hatte und jetzt wieder auspacken muss, um sie zu überdenken. So etwas mag ich!

Die Klima-Kuh, Florian Schwinn, Westend Verlag
Die Klima-Kuh, Florian Schwinn, Westend Verlag

Die Klima Kuh

 

Autor: Florian Schwinn
Verlag: Westend 
aus der Reihe: pro Natur

ISBN: 978-3-86489-421-3

Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Westend Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Rezension wurde nicht beauftragt und spiegelt mein persönliche Meinung wieder.

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